Christian Eckl: „Morgen war ein schöner Tag“

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Der Roman spielt kurz vor der Wende in der DDR und beginnt im August 1989. Anne freut sich auf eine erholsame Restwoche in ihrem Ferienhaus in Hohenwalde östlich von Berlin. Ihr Vater schickt ihr einen befreundeten Pastor vorbei, der einige Unterlagen abholen soll. Doch der Pastor entpuppt sich als übler Typ, der Anne ständig provoziert und zu sexuellen Handlungen drängt. Als vor dem Ferienhaus Geräusche zu vernehmen sind, schwingt sich der Pastor aus dem Fenster; es kommt zu einem Handgemenge mit einem schmächtigen jungen Mann, der den Pastor offensichtlich beobachtet hat, als er Anne zu nahe trat. Außerdem wirft der junge Mann ihm vor, für die Stasi zu arbeiten. Das bringt den Pastor derart in Bedrängnis, dass er sich von Anne einen Stein reichen lässt, mit der er den jungen Mann erschlägt. Anne ist geschockt, weil ihr klar wird, dass sie sich der Beihilfe zum Mord schuldig gemacht hat.

Doch es gibt einen weiteren Zeugen, den die beiden nicht bemerkt haben. Bertold Grün war mit dem Ermordeten eng befreundet und mit ihm zusammen im Widerstand gegen das DDR-Regime. Die beiden jungen Männer haben den Pastor schon länger beobachtet, da sie ihn verdächtigten, für die Stasi zu arbeiten. Sollte das so sein, würde die Stasi einen Mörder decken. Bertold weiß nicht, was er tun soll, und wird schon bald von den eigenen Leuten an die Stasi verraten, die ihm sofort den Mord in die Schuhe schiebt. Er wird für dreißig Jahre in die Psychiatrie eingewiesen, denn man unterstellt ihm noch weitere, zukünftige Morde.

Kurz danach kommt die Wende; das DDR-Regime dankt ab, aber Bertold bleibt als angeblich unpolitischer Krimineller in der Psychiatrie und wird mit Psychopharmaka ruhiggestellt. Doch er hat Glück und überlebt die Tortur. Nach dreißig Jahren wird er entlassen und landet in Stuttgart. Dort stellt man ihm eine kleine Wohnung, einen PC, einen Sozialarbeiter und ärztliche Behandlung zur Verfügung, um die Folgen der Psychopharmaka zu bekämpfen.

Der Roman nimmt jetzt noch einmal enorm Fahrt auf. Der in der DDR sozialisierte Bertold kann es kaum fassen, wie sich Deutschland seit dem Mauerfall verändert hat. er recherchiert im Internet über Merkel, Putin, Markus Wolf und andere politische Personen. Leider findet er viel zu viel heraus und gerät wieder in die Mühlen der Mächtigen, diesmal des Verfassungsschutzes.

Die Geschichte ist glaubwürdig und spannend erzählt und hätte sich genauso abspielen können. Christian Eckl betont jedoch ausdrücklich, dass es sich bei diesem Roman um eine reine Fiktion handelt. In seinen Nachbemerkungen rechnet Eckl jedoch deutlich mit der Regierung ab, findet aber einen gewissen Trost darin, „das Beste aus den Verhältnissen zu machen, unter denen wir leben.“ Manchmal, meint er, habe man das Glück, ein wenig Gerechtigkeit und Schlüssigkeit in einer fiktiven Erzählung zu finden.

Das Buch ist im IVR-Verlag erschienen, umfasst 331 Seiten und kostet 14,95 Euro.

Barbara Raudszus

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