Camilla Läckberg: „Die Engelmacherin“

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Am Abend des Ostersonntags erhält die Polizei einen anonymen Anruf, der sie zu einem Internat auf der Insel Valö ruft. Als die Polizisten wenig später dort eintreffen, finden sie einen gedeckten Esstisch mit einer halb verzehrten Mahlzeit vor. Ein etwa zweijähriges Mädchen krabbelt im Zimmer umher, die anderen Familienmitglieder – Vater, Mutter und drei Kinder – sind jedoch verschwunden. Es gibt keinerlei Hinweise auf ein Gewaltverbrechen; die Familie ist spurlos verschwunden, hat sich sozusagen in Luft aufgelöst.

1403_engelmacherinRune Elvander, der Familienvater, war Leiter des Jungen-Internats  und ehemaliger Soldat. Sein pädagogischer Ansatz war von Strenge, Disziplin und Leistungsdenken geprägt; sicher nicht jedermanns Geschmack, aber das Internat hatte genügend Schüler. Seine erste Frau, mit der er drei Kinder hatte, war verstorben. Er war zum zweiten Mal mit einer wesentlich jüngeren Frau verheiratet, mit der er ein kleines Mädchen namens Ebba hatte, das als einzige der Familie übrig geblieben ist.

Der Fall liegt mittlerweile Jahrzehnte zurück und wurde nie aufgeklärt, obwohl die Polizei Haus und Insel gründlich untersucht hat. Die Schriftstellerin Erica Falck beschäftigt sich seit Jahren mit diesem ungeklärten Fall. Als schließlich auf die inzwischen erwachsene Ebba, die mit ihrem Mann Morten das Internatsgebäude renoviert und bewohnt,  ein Mordanschlag verübt wird, wird der Fall wieder aufgerollt, und Erica hofft auf eine Klärung der Ereignisse vor über dreißig Jahren.

In Camilla Läckbergs Roman geht es um seelische Verletzungen und deren Auswirkungen auf das Leben verschiedener Menschen. Ebba und Morten haben ihren einzigen Sohn Vincent auf tragische Weise verloren und versuchen einen Neustart in Ebbas ehemaligem Elternhaus. Doch es ist nichts mehr wie vorher. Ihre Liebe ist mit dem Unglück auf der Strecke geblieben. Ia und Leon hatten einen schweren Verkehrsunfall. Seitdem sitzt Leon im Rollstuhl, und sein Gesicht ist von Verbrennungen verunstaltet. Ia betreut ihren Mann liebevoll und will keinerlei Hilfe von außen annehmen. Leon seinerseits will nicht im Dauerzustand der Dankbarkeit verharren. Dagmar hat von Herrmann bei einem einmaligen Liebesakt ein uneheliches Kind empfangen und ist sitzengelassen worden. Ihre kleine Tochter Laura  wächst lieblos bei einer groben Mutter auf. Martins Frau Pia hat Krebs, und ihre Lebenserwartung liegt bei etwa einem halben Jahr. Für Martin bedeutet das, in einem halben Jahr mit einem zweijährigen Mädchen auf sich allein gestellt zu sein. Und dann gibt es da noch die „Engelmacherin“, die mehrere Kleinkinder umgebracht  und in ihrem Keller versteckt hat.

Camilla Läckberg hat viel hineingepackt in die 450 Seiten ihres Romans. Der Leser braucht seine Zeit, um all die Namen und Lebensgeschichten auseinander zu halten. Doch im Laufe des Leseabenteuers verdichten sich die kleinen Puzzleteile der persönlichen Schicksale zu einer Geschichte, die Höhen und Tiefen verschiedener Lebensläufe beschreibt und verletzte Seelen zu Wort kommen lässt.

Der Roman „Die Engelmacherin“ ist im List-Verlag erschienen, umfasst 450 Seiten und kostet 19,99 e.

Barbara Raudszus

 

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