Arnon Grünberg: „Couchsurfen“

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Lifestyle-Reportagen aus dem täglichen Leben

Arnon Grünberg geht mit seinen Reportagen zu den Menschen. Wie er selbst sagt, „nicht als Spion, sonern als Beobachter“. Er möchte wissen, wie die Menschen wirklich denken und leben, wie sie überleben, warum sie genau das tun, was sie tun.

Eine Reise führt ihn nach Afghanistan. Dort begleitet er eine Gruppe niederländischer Soldaten und befragt sie darüber, was sie dort eigentlich tun. Weshalb halten sie ihren Kopf für andere hin? Ein anderes Mal stolpert Grünbein über einen Artikel in einer Zeitung, in dem es darum geht, dass amerikanische Männer ausgerechnet in der Ukraine eine Braut suchen. Was sind das für Männer? Welche Frauen bieten sich als Bräute an und warum? Er erfährt, dass ein ganzes Netzwerk damit beschäftigt ist, Frauen zu vermitteln, die darin die letzte Chance sehen, dem Elend in ihrem land zu entgehen.

Couchsurfen hat er in Berlin ausprobiert. Dort übernachtet er in einer WG mit zwei Mariannes. Wie Geschwister schlafen sie zu dritt im Wohnzimmer auf einfachen Matten. Die gelernte Lektion für den Autor lautet, das beste aus allem zu machen und keine Fragen zu stellen, denn Fragen sind kein beitrag zum Glück.

In Prag, seiner zewiten Station beim Couchsurfen, liegen bereits zwei Matratzen im Wohnzimmer mit drei anderen Couchsurfern. Die Duftmischung im Raum besteht aus kalten Aschenbechern, Schweißfüßen und Banenen. Martina, die Wohnungsbesitzerein, lebt von Bananensaft-Cocktails mit Rum und bietet Coucsurfen an, weil sie die Kummunikation liebt. Früher musste sie in Kneipen gehen, um Menschen zu treffen, heute kommen die Leute zu ihr in die Wohnung.

Grünbein arbeitet auch als Masseur in Rumänien. Er bedient im Service bei der Schweizer Bahn, und er lernt ein völlig neues Land, Transnistrien, kennen, um nur einige seiner Stationen zu nennen. Immer geht es um die besonderen Lebensumstände von Menschen in bestimmten Lebenssituationen. Die Reportagen sind kurzweilig zu lesen und lenken den Blickrichtung nicht auf Sehenswürdigkeiten oder landschaftliche Besonderheiten sondern ganz allein auf die Menschen, die auf ihre je eigene Art versuchen, ihr Leben unter den unterschiedlichsten bedingungen zu meistern. Man erfährt Amüsantes, Nachdenkliches, Wissenswertes und Erschreckendes. Man bekommt Lust, in andere LÄnder zu reisen, oder ist heilfroh, in unserem geordneten Deutschland zu leben. 

Arnon Grünbergs Buch „Couchsurfen“ ist im Diogenes-Verlag unter der ISBN 978-3-257-06870-2 erschienen, umfasst 469 Seiten und kostet 21,90 €.

Frank Raudszus

 

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