John Williams: „Butcher´s Crossing“

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Ein Roman über den Wilden Westen und die Büffeljagd.

Etwa um 1870 verlässt Will Andrews die Universität in Harvard, kehrt seinem Elternhaus in Boston den Rücken und macht sich zu einem neuen Lebensabschnitt auf nach Butcher´s Crossing, einem kleinen Ort in Kansas. Die Ansammlung von wenigen Holzhäusern und Zelten hat mit seinem vorherigen zivilisierten Leben in einer Universitätsstadt nichts mehr gemein.

1503_b_crossingAuch die Menschen, die ihm hier begegnen, sind von einem ganz anderen Schlag als die, mit denen er es zuvor zu tun hatte. Schon bald trifft Andrews auf den Büffeljäger Miller, dem er die Hälfte seines Bargelds anvertraut, um mit ihm auf die Büffeljagd zu gehen. Er ahnt jedoch nicht, was auf ihn zukommen wird. Erst einmal verspricht er sich gute Geschäfte, eine Portion Abenteuer und ein besonderes Naturerlebnis.

Als der Treck sich in Bewegung setzt mit Miller als Anführer, Schneider als Häuter und dem Alkoholiker Charley Hoge, der das Ochsengespann führt, ist dem naiven Andrews nicht klar, auf was er sich da eingelassen hat. Die körperlichen Strapazen sind enorm. Andrews ist keine langen Ausritte gewohnt, und so fühlt sich sein gesamter Körper schon bald taub an. Sie treffen auf unzählige Büffelskelette, die weiß in der Sonne glänzen. Ansonsten breitet sich schier endlos die Prärie vor ihnen aus. Irgendwann geht das Trinkwasser zur Neige, und die Zungen der Ochsen, die die Karren ziehen, schwellen bedrohlich an. Für Menschen und Tiere beginnt ein qualvolle Zeit. Sie können nicht mehr zurück und hoffen inständig, noch irgendwo Wasser zu finden.

Sie haben noch einige schwierige Situationen zu meisterm, die sie existenziell bedrohen. Auch die Stimmung in der Gruppe der vier Männer kippt bisweilen in bedrohliche Aggressionen um. Für Andrews ist es eine Schule des Lebens, die er durchläuft, an der er reift und die ihn zum Mann werden lässt. Dennoch wirkt er oft seltsam unbeteiligt, fast wie in einem Film, der an ihm vorüber zieht.

John Williams´Roman beschreibt das harte Leben der Büffeljagd, das den Jägern und Häutern alles abverlangte, was sie an Kräften aufbieten konnten. Williams erzählt vom Wahnsinn des Abschlachtens tausender Büffel, von der Sucht zu töten. Er erzählt aber auch von der Schönheit und Kraft der Natur, die den Menschen klein und schwach dastehen lassen. Die Jäger setzen einen wahren Reichtum von Ideen ein, um einerseits immer wieder zu überleben, andererseits aber leider auch, um sinnlos zu töten. Vor lauter Gier rotten sie ganze Herden aus. Das verdiente Geld verschleudern sie dann ebenso schnell und sinnlos.

Beim Lesen des Romans bleibt stets ein bitterer Nachgeschmack über das zerstörerische Wesen des Menschen, der offenbar nicht fähig ist, die Natur als großes Geschenk zu betrachten und im Einklang mit ihr zu leben.

Der Roman „Butchers´Crossing“ ist im Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) erschienen, umfasst 365 Seiten und kostet 21,90 €.

Barbara Raudszus

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