Author Archive | frankraudszus

Turandot

Das Blut des (Geschlechter-)Krieges

Eines der drei Rätsel der eiskalten Prinzessin Turandot an ihre todessüchtigen Verehrer beschreibt ein „Etwas“, das beim Vergehen erkaltet. Keiner der bisherigen – und bereits unfreiwillig verstorbenen – Bewerber um die Hand der Prinzessin hat diesen Gegenstand erraten, nur Prinz Calaf erkennt in dieser verbalen Verkleidung richtig das Blut. Bereits im ersten Rätsel, das nach […]

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Die bedrohliche Ästhetik der Maschinen

Seit Stefan Toss beim Staatstheater Wiesbaden die Leitung der Tanztruppe übernommen hat, ist eine konsequente Modernisierung der Choreografien in Richtung des heute üblichen TanzTheaters festzustellen. Fast könnte man nach den Unruhen des Personalwechsels feststellen: „Das Ballett ist tot, es lebe das Ballett“. Denn mit seinen Choreografien hat Stefan Toss sich schnell den Ruf erworben, einerseits […]

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Die Hölle – das sind die Anderen

Hätte Molière seinen posthumen Landsmann Sartre gekannt, so hätte er dessen Ausspruch über das Wesen der Hölle sicher aus ganzem Herzen zugestimmt. Jedenfalls ist das seiner sogenannten Komödie „Der Menschenfeind“ zu entnehmen, die sich so gar nicht komödiantisch gibt, sofern man die landläufige Auffassung dieser Theatergattung heranzieht. Zu lachen gibt es in diesem Stück im […]

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hinten: Michael Nagy (Guglielmo), Daniel behle (Ferrando), Simon Bailey (Don Alonso) vorne: Barbara Zechmeister (Despina), Juanita Lascarro (Fiordiligi), Jenny Carlstedt (Dorabella)

Metamorphose eines Klassikers

Christof Loy inszeniert in Frankfurt Mozarts „Cosi fan tutte“ als Tragikomödie. Eine Szene im zweiten Akt wird durch eine kleine Nebenhandlung zur Schlüsselszene der ganzen Inszenierung. Nachdem Guglielmo Dorabello endlich „rumgekriegt“ hat, und während sich Fiordiligi in einer langen Arie ihre Gewissensnot ob der drohenden Verführung durch Ferrando von der Seele singt, lehnt Dorabella seelisch […]

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Die Weite und das Nichts

Das Staatstheater Darmstadt inszeniert Anton Tschechows „Onkel Wanja“. Man könnte dieses seltsamerweise mit „Komödie“ bezeichnete Theaterstück auch anders, kürzer inszenieren. Die bewusst sparsam gehaltene Handlung ließe sich ohne Pause in gut einer Stunde über die Bühne bringen, nur müsste dann am Ende Onkel Wanja sich oder den Professor erschießen, um einer solchen „Tempo-Version“ den krönenden […]

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Nassim Nicholas Taleb: „Der Schwarze Schwan“

Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse. Ausgewachsene Schwäne sind weiß! Diese Erkenntnis hat sich in den Köpfen festgesetzt, auch wenn jemand mit statistischen Grundkenntnissen die Möglichkeit schwarzer Schwäne nicht völlig ausschließen würde. Die Sicherheit in der Beurteilung außergewöhnlicher Ereignisse basiert auf der so genannten „Gaußschen Glockenkurve“, die ein Maß für die Verteilung von Werten eines beliebigen […]

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Rafael Chirbes: „Krematorium“

Roman über das heutige Spanien aus der Perspektive exemplarischer Archetypen. Ein Roman über einen einzigen Tag einiger ausgewählter Bewohner einer Stadt zu Beginn eines neuen Jahrhunderts. Eine Trauerfeier spielt eine zentrale Rolle, und die Welt wird aus der monologischen Perspektive der Protagonisten geschildert. Diese literarische Konstellation weckt natürlich Assoziationen wie „Leopold Bloom“, „Dublin“ und „Molly-Dialog“. […]

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Große Oper in Darmstadt

Philipp Kochheim inszeniert im Staatstheater Verdis „Rigoletto“ Opern-Libretti leiden oftmals unter innerer Unlogik, Widersprüchen oder Handlungsbrüchen. Musik, Orchester und Sänger müssen dann die Ungereimtheiten des Textes wieder ausbügeln, was ihnen bei einer guten Inszenierung meist auch zur Zufriedenheit des Publikums gelingt. Da stellt es dann einen ausgesprochenen Glücksfall dar, wenn einmal das Libretto durch seine […]

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Sibylle Canonica, Michael von Au, Sunnyi Melles, Stefan Hunstein

Wer hat Angst vor Yasmina Reza?

Yasmina Rezas Dekonstruktionskomödie „Der Gott des Gemetzels“ im Münchner Residenztheater. Ein bekanntes Beispiel für die Chaos-Theorie ist der berühmte Schmetterling, dessen Flügelschlag irgendwo in China eine weltumspannende Katastrophe auslösen kann. Überträgt man diese Theorie vom global-physikalischen in den lokal-psychologischen Bereich, so landet man bei der Suche nach Beispielen fast zwangsläufig bei Yasmina Reza. Sie ist […]

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Musiktheater – minimalistisch

Carl Orffs Oper „Die Kluge“ als Sylvestergala des Staatstheaters Darmstadt Wie gestaltet ein Theater die Sylvestergala, so es denn eine solche anbietet? Und was spielt man, um das Publikum in die richtige Feierlaune zu versetzen? Sicher nichts Trauriges, nichts Konfliktbeladenes – kurz: keine Tragödie. Auch kompakte, gehaltvolle Inszenierungen bieten sich nicht gerade an, da sie […]

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