Die „Bar-Festspiele“ des Staatstheaters Darmstadt bringen Felicia Zellers Text-Collage „Bier für Frauen“. Wer unvorbereitet in diese Aufführung geht, in der Hoffnung, einen netten Abend zu verbringen, ist eine Zeitlang irritiert. Die Versuche, den Gesprächen zwischen den drei Personen einen Sinn oder gar eine schlüssige Handlung zu entnehmen, bleiben erfolglos. Erst gegen Ende der Aufführung erschließt […]
Archive | Theater
Sieben Personen zerfleischen einen Autor
Gaston Salvatores Einakter „Büchners Tod“ als szenische Lesung im Staatstheater Darmstadt. Am 19. Februar 1873, vor 175 Jahren also, verstarb Georg Büchner im Züricher Exil an einer Typhuserkrankung. Vorher hatte er sich der Verhaftung wegen „staatsverräterischer Handlungen“ durch die Flucht entzogen. Der Chilene Gaston Salvatore – Jurist, Ökonom und Schriftsteller – kam 1969 nach Deutschland […]
Die Renaissance der Opernreform.
Das Staatstheater Darmstadt frischt Christoph Willibald Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“ auf Von Glucks Vertonung des alten griechischen Musik-Mythos sind vor allem zwei Melodien im Ohr: der konzertante „Tanz der seligen Geister“ und Orpheus´ berühmtes Klagelied aus dem dritten Akt. Beide Stücke belegen dank ihrer ausgeprägten melodischen Schönheit nicht zuletzt in Wunschkonzerten und musikalischen „Best-Ofs“ […]
Keine Klamotte ohne Kalauer
Die Komödie „Der Raub der Sabinerinnen“ im Staatstheater Darmstadt ergibt nur als Ergänzung zum „Theatermacher“ Sinn. Eígentlich gehört diese Rezension in die gemeinsame Betrachtung eines selbstreferentiellen Theaterabends. In einem Doppelabend hatte Schauspieldirektor Martin Apelt zwei Antipoden des „Theaters über das Theater“ zusammengestellt: Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ und eben diese Komödie der Brüder Paul und Franz […]
Blick zurück ohne Zorn
Das Staatstheater Wiesbaden bringt Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ auf die Bühne. In den letzten Jahren ist die Zahl der Theaterversionen berühmter Romane deutlich gewachsen. Nun unterscheiden sich Romane und Theaterstücke bekanntlich grundlegend in wesentlichen Aspekten, so dass sich die Frage nach dem Grund solcher Transponierungen stets von neuem stellt. Die aristotelischen Forderungen an ein […]
Erotik gegen den Staatsbankrott
Das Staatstheater Darmstadt inszeniert Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“. Es gelingt dem Dramaturgen doch immer wieder, Bühnenstoffe mit erstaunlicher Aktualität aus dem Fundus der Theatergeschichte zu zaubern und damit den jeweiligen Krisen auch noch einen humoristischen Aspekt abzugewinnen. In Darmstadt darf man im vorliegenden Fall von einer absichtsvollen Inszenierung ausgehen und muss nicht die […]
Liebesdrama mit Variationen
Wenn das nicht in die Zeit passt: ein Asiate (Minseok Kim als Arturo) soll einen wirtschaftlich und politisch maroden europäischen Granden vor dem Ruin bewahren. Weiter wollen wir die Analogie zur politischen Gegenwart nicht treiben, aber es böten sich noch ein paar andere Parallelen zur aktuellen Lage, auch wenn die nicht durch Liebe und EIfersucht […]
Realität des Ehekriegs und Symbolik der Geschwisterliebe
Das Staatstheater Darmstadt setzt Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ mit der „Walküre“ fort. Wenn sich nach dem wie gestochen und mit fast kammermusikalischer Verve vorgetragenen Vorspiel der Vorhang hebt, verweist am rechten Bühnenrand die berühmte Einsteinformel zurück auf den Vorabend des „Rheingolds“, grad, als habe man vergessen, nach der Premiere das Menetekel aus Kreide wegzuwischen. […]
Gespannte Beziehungsgeflechte
Die Tanztruppe des Staatstheaters Darmstadt zeigt ihre neue Produktion „Blind Date“. Ein „Blind Date“ ist ein Rendezvous zweier Menschen – vorzugsweise mit erotischer Zielsetzung -, die sich vorher nicht kennengelernt haben. Entscheidend bei diesem Zusammentreffen ist daher, dass es nicht zufällig unter normalen Alltagsbedingungen zustandekommt, sondern mit eindeutigen Vorstellungen und Wünschen verknüpft ist. Das macht […]

Hommage an den Impressionismus
Das Staatstheater Darmstadt inszeniert Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“. Die Feststellung, das Bühnenbild sei das Beste an dieser Inszenierung, wäre eine Verzerrung der Realität und eine Ungerechtigkeit gegenüber den Darstellern und Musikern. Und doch: die Kulisse spielt in dieser Version der bekannten Oper eine entscheidende Rolle und bildet in seiner unaufdringlichen aber allgegenwärtigen Präsenz einen […]