
Die Banalität der Revolution
Georg Büchner, jung gestorbener Revolutionär in Worten und Gedanken, ist vor allem in seiner Heimatstadt Darmstadt im Laufe der Jahre zum Klassiker geronnen. Seine Interpretation der französischen Revolution in „Dantons Tod“ hat sich in einem solchen Maße als literarisch abgeklärte Darstellung und Analyse der Pariser Ereignisse etabliert, dass oftmals der revolutionäre Impetus des Werkes und […]
Abort als Allegorie
Werner Schwabs „Präsidentinnen“ in der Werkstatt des Staatstheaters Darmstadt. Die fäkale Seite des Lebens hat die Menschen schon immer fasziniert, gerade weil sie – wie auch bei den mit den Hinterbeinen kratzenden Tiere – diesen Bereich tabuisieren. Vom Kleinkind bis zum Dichter – etwa Günther Grass – zieht sich die intensive verbale Beschäftigung mit den […]

Die Geschichte vom leidigen Libretto
In Opern muss es sich nicht immer nur um Liebe und Leid drehen, obwohl dieses Paar noch in jede Handlung hineinspielt. Auch erfolgreiche politische Libretti kennt die Operngeschichte, und eines der wichtigsten dieser Art hat Giuseppe Verdi vertont: „Die sizilianische Vesper“. Angesichts der Urfassung seiner Oper „Gustavo III“, die später in einer überarbeiteten Version als […]

Wenn Samiel kein Gruseln mehr weckt…
Carl Maria von Webers „Freischütz“ im Staatstheater Darmstadt. Um 1817 hatte sich Europa beruhigt: die französische Revolution mit ihren Exzessen war Geschichte, Napoleon endgültig in den Südatlantik verbannt, und Metternichs Restauration hatte für eine Rückkehr zum vermeintlich bewährten Feudalsystem gesorgt. In diesem faulen Frieden begann sich das Biedermeier einzurichten und konnte sich wieder Alltagssorgen und […]
Martin Walser: „Meßmers Reisen“
Mehr als nur Aphorismen….. Aphorismen-Sammlungen können etwas schrecklich Schulmeisterliches und Hausbackenes an sich haben. Oftmals verfallen besonders ältere Schriftsteller oder gar „nur“ Prominente dem Wahn, unbedingt ihre Gedanken zum Leben (und Sterben) veröffentlichen zu müssen, und oft kommt dabei nur Triviales heraus, meist auch deshalb, weil peinlichst jeder persönliche Bezug ausgeklammert wird und der Autor […]
Alter Mythos in neuem Gewand
Joanna Laurens´ „Die drei Vögel“ in einer Inszenierung des Staatstheaters Darmstadt Die griechische Mythologie erweist sich auch heute noch als unerschöpfliche Fundgrube für Autoren und Theatermacher, bringen sie doch elementare menschliche Erfahrungen in so schlichter wie wuchtiger Form zum Ausdruck. So auch in dem Fragment „Tereus“ des großen griechischen Tragikers Sophokles, das unerfüllte Leidenschaft, Gewalt […]

Ibsens „Hedda Gabler“ im Staatstheater Darmstadt
Das ausgehende 19. Jahrhundert trug bei aller bürgerlichen Wohlanständigkeit oder gerade wegen der alles regulierenden Konventionen die Sprengkraft einer neuen Zeit in sich. Dass diese sich nur über politische Groß-Katastrophen gegen alte Strukturen durchsetzen konnte, ist historisch gesehen verständlicher als es dem rational denkenden Menschen nachvollziehbar erscheint. In diese Zeit fallen auch die Dramen der […]

Der schmale Grat menschlicher Nähe
Yasmina Rezas Satire „Drei Mal Leben“ in Darmstadt. „Sonja rennt“ könnte der Übertitel dieser Rezension ebenso lauten, denn sowohl von Edward Albees Zerfleischung zweier Ehepaare als auch von dem Film mit drei verschiedenen Entwicklungen der selben Ausgangssituation hat dieses Stück etwas „geerbt“. Das Wiesbadener Schauspiel hat das Kammerspiel der Autorin von „Kunst“ inszeniert und am […]
Das Böse als Burleske
Shakespeares Mörderdrama „Macbeth“ in Darmstadt neu inszeniert Wie leicht scheint es doch dem oberflächlichen Besucher, ein weltweit bekanntes und tausende Male aufgeführtes Werk der Weltliteratur zu inszenieren, das seine Akzeptanz beim Publikum sozusagen bereits vor sich her trägt. Es scheint ein sicheres Spiel zu sein, und doch, wie schwer ist es, der ausdrücklichen oder unausgesprochenen […]
Honoré de Balzac: „Verlorene Illusionen“
Honoré de Balzac (1799-1850) hat in unnachahmlicher Weise die Gesellschaft seiner Zeit mit all ihren Schwächen und Eigenarten charakterisiert und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. Seine epische Kraft und die Fähigkeit, menschliche Konflikte auf den Punkt zu bringen und lebendig zu beschreiben, haben dabei seinen bleibenden Ruhm begründet. In dem vorliegenden Roman, der […]