Carmen Buttjer: „Levi“

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„Levi“ ist ein spannender Roman über ein traumatisiertes Kind und seinen ebenso traumatisierten Vater. Was ist geschehen?

Levis Mutter arbeitet in der Pathologie. Der elfjährige Levi besucht sie dort häufig und erledigt dort auch schon mal seine Hausaufgaben für die Schule. Eines Tages geschieht etwas Fürchterliches. Levis Mutter wird in der Pathologie erschossen. Levi kann das schreckliche Geschehen nicht einordnen udn flüchtet sich in Phantasiewelten, wie es Kinder häufig tun. Bei der Beerdigung seiner Mutter schnappt er sich die Urne mit der Asche der Mutter und flieht damit Hals über Kopf. Die Urne ist das letzte, was ihm von der Mutter geblieben ist, und deshalb hütet er sie sorgsam.

Levis Vater wiederum hat keinen Zugang zu seinem Sohn. Er begreift gar nicht, was der Junge macht und warum er es tut. Das führt dazu, dass die beiden überhaupt nicht mehr miteinander kommunizieren können. Zum Glück gibt es noch den älteren Kiosk-Besitzer Kolja, der den Jungen immer wieder bei sich aufnimmt und ihm zuhört. Aber auch Vincent, ein junger, etwas zwielichtiger Mitbewohner im selben Haus, nimmt sich ab und zu des Jungen an.

Levi pendelt zwischen Phantasie und Realität hin und her. Immer wieder sieht er einen Tiger durch die Stadt ziehen. Das könnte der Mörder seiner Mutter sein. Die Autorin hat sich einerseits in die Phantasiewelt eines traumatisierten Kindes eingefühlt, andererseits beschreibt sie die Hilf- und Sprachlosigkeit der Erwachsenen. Der Leser ist gefordert, darüber nachzudenken, wie er selbst mit einer solchen Situation umgehen würde. Der Roman bietet keine Lösung an, sondern beschreibt eindringlich die Hilfeschreie eines elfjährigen Jungen.

Das Buch ist im Galiani-Verlag erschienen, umfasst 257 Seiten und kostet 20 Euro.

Barbara Raudszus

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