Ein Buch über die Sinne der Pflanzen
Können Pflanzen sehen, riechen oder sich gar erinnern? Was der Gartenfreund beobachten kann, lässt darauf schließen, dass Pflanzen wachsen, sich zum Licht drehen oder am falschen Standort verkümmern. Es gibt sogar Menschen, die mit ihren Zimmerpflanzen sprechen und behaupten, sie würden dann besser gedeihen. Weinberge wurden schon mit klassischer Musik beschallt, und dadurch stieg der Ertrag deutlich. Ist etwas dran an diesen Beobachtungen, oder ist es vielleicht so, dass Pflanzen noch viel mehr können?
Daniel Chamovitz ist Direktor des „Manna Center for Plant Biosciences“ an der Universität von Tel Aviv und hat dieses populärwissenschaftliche Buch mit den neuesten Erkenntnissen über die Sinne der Pflanzen herausgebracht. Jeder Pflanzenfreund wird erstaunt sein, wie vielseitig die grünen Lebewesen um uns herum auf alle Einflüsse von außen reagieren. Pflanzen nehmen die Welt um sich herum intensiv wahr. Sie können zwischen rotem, blauem, dunkelrotem und ultraviolettem Licht unterscheiden und reagieren entsprechend. Am Morgen sieht die Pflanze hellrotes Licht und wird dadurch geweckt. Das letzte Licht, das die Pflanze am Ende des Tages sieht, ist dunkelrot und zeigt ihr damit an, dass sie jetzt abschalten kann. Mit diesen Lichteinflüssen arbeiten Gärtnereien. die Pflanzen früher als in der Natur zum Blühen bringen wollen, z. B. Rosen zum Muttertag. Aus Versuchen von Charles Darwin wissen wir, das eine Art Auge an der Spitze der Pflanze sitzt, aber die Reaktionen auf Lichtimpulse im Stängel ausgelöst werden.
Pflanzen nehmen vielschichtige Gerüche und unterschiedliche physische Stimuli wahr, aber der Autor macht eindeutig klar, dass Pflanzen kein Gehirn haben. Deshalb war die Einführung einer Schweizer Ethik-Kommission im Jahr 2008, die die Würde der Pflanzen schützen sollte, wohl etwas übertrieben. Eine Lebewesen ohne Gehirn kann sich keine Gedanken über seine Würde machen. Pflanzen können vieles, aber sie haben kein Seelenleben wie der Mensch, und deshalb sollten wir sie auch nicht vermenschlichen.
Die gemeinsame genetische Vergangenheit hat Pflanzen und Menschen schließlich doch zu getrennten Evolutionen geführt. Beide besitzen die Fähigkeit, die Welt zu spüren, aber der Mensch hat eine eigene Intelligenz entwickelt und damit die Fähigkeit, Anteil zu nehmen. Die Pflanze besitzt diese Qualität nicht.
Deshalb rät Daniel Chamovitz trotz aller verblüffenden Erkenntnisse über die Pflanzen, die wir in seinem Buch nachlesen können, nichts zu überhöhen. Wir können uns jedoch beim nächsten Spaziergang fragen, was der Löwenzahn auf der Wiese sieht oder was das Gras riecht. Auf diese Weise gewinnen wir der Natur noch einmal ganz andere Aspekte ab.
Das Buch „Was Pflanzen wissen“ ist im Hanser-Verlag unter der ISBN 978-3-446-43501-8 erschienen, umfasst 206 Seiten und kostet 17,90 .
Barbara Raudszus
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