Das Kreuzberger Mehringhof-Theater präsentiert „Die große Fil Show“

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Von Godzilla bis zum iPhone  

Das Kreuzberger Mehringhof-Theater präsentiert „Die große Fil Show“
Fil ist eine Legende in der Berliner Kabarett- und Comedy-Szene; mit scharfen Spitzen durchpflügt er jedes soziale Milieu und begeistert die Zuhörerschaft mit seinem breiten Repertoire! Zuletzt gastierte er mit „Die Große Fil Show“ im Mehringhof-Theater in Berlin Kreuzberg.

Das Theater liegt etwas versteckt im zweiten Hinterhof eines typischen Berliner Wohn- und Geschäftshauses. Was soll daran in Berlin typisch sein, mögen sie sich fragen? Nun ja, Geschäft heisst hier: vorne eine Zeile leichter Verköstingsstationen mit osmanischen Wurzeln oder aus anderen Teilen der Welt. Davor ein umtriebiges und buntes Hauptstadtpublikum als Gemisch von Touristen und Berlinern. Ab dem ersten Innehof empfangen den Besucher jedoch Ruhe und eingewachsene Idylle, die den Lärm der Stadt ausgesperrt haben. Ein angenehmer Ort, um in der Pause ein wenig über das Gesehene zu plaudern. Das Theater selbst befindet sich im ersten Stock, den man durch ein etwas mitgenommenes Treppenhaus erreicht. Das ist nicht „authentisch“, sondern einfach echt Kreuzberg. Besonders reizvoll war ein bauliches Detail: der fest montierte – und reichlich benutzte! – Wandaschenbecher hinter der Einganstür im Treppenhaus. Zweifelsfrei ein Unikat in unserer heutigen Zeit! In naher Umgebung des Theaters befindet sich die beliebte Bergmannstrasse, in der zahlreiche Strassenlokale mit sehr gemütlicher Atmosphäre zum Einstimmen auf den Theaterabend einladen.

Doch zurück zu Fil, dem „One Man Show“-Stargast des Abends. In seiner über 20-jährigen Bühnenkarriere hat Fil ein immenses Repertoire erarbeitet, aus dem er an jenem Abend das Beste darbietet, gespickt mit neuesten Highlights. Insgesamt ist es keine leichte Aufgabe, beim gesamten Publikum gut anzukommen, denn dies ist doch recht durchmischt. Die erste Reihe ist von einer Gruppe Jungendlicher in Beschlag genommen, die wohl gerade vor ihrem Abitur stehen. Sonst sehen wir Gäste von Jungzwanzigern bis in die silbernen Jahrgänge – das mittlere Alter ist mit geschätzen Mitte/Ende 30 aber doch deutlich jünger, als in den großen Berliner Bühnen oder vor allem beim prominenten Wettbewerber „Die Distel“.

Zum Auftakt spricht Fil auch direkt die junge „Skater Crowd“ der ersten Reihe an. Die Smartphone-Gesellschaft und die Omnipräsenz des kleinen aber zunehmend wachsenden Gadgets sind sein erstes großes Thema. Wie war das Leben früher, als man sich noch unterhielt und nicht jeder parallel über sein „Phone“ wischte und sich minütlich durch neue Apps kämpfte? Eine seltsame Zeit, die die Erstreiher tatsächlich kaum kennen. Besonders angetan haben es Fil die zahlreichen Möglichkeiten der Fingerbewegungen auf den Touchscreens. Früher, so erzählt er, musste man noch 6 Jahre studieren und sich weitere 4 Jahre durch den Facharzt kämpfen, bevor man das Aufsetzen und Spreizen der Finger staatlich geprüft verrichten durfte. Heute lernt dies jeder Dreijährige selbstständig an Mamis iPhone, während sie in Prenzlberg am retrohippen Filterkaffee nippt.

Dann springt Fil in die Zeitmaschine und landet irgendwo in den späten 70ern und frühen 80ern, als das Kinomonster Godzilla die Städte der japanischen Hauptinsel in Schutt und Asche legte. Angekündigt durch sein Jaulen als Mischung aus Schimpansengebrüll und Katzengejammer, versetzte er die Bürger in Angst und Schrecken und gleichzeitig das Militär in einen unnachgiebigen aber aussichtslosen Aktionismus gegen ihn. Fil spielt ein glänzendes Schauspiel bei der Imitationen Godzillas – Fauchen, Kreischen, Jammern im Wechsel – ab und an kurz unterbrochen von dem Atom-Atem, der alles Erreichte in die Luft sprengt. Das Publikum ist begeistert – natürlich um so mehr die Jahrgänge, die die zahlreichen Godzilla-Filme noch aus der Kindheit kennen. Wie Fil eben.

Ein weiteres Highlight, das bei keiner Fil-Show und schon gar nicht in der „Großen Fil Show“ fehlen darf, ist selbstverständlich Sharky, Fils weltbekannte Haifisch-Handpuppe. Als talentierter Bauchredner wirft er sich mit Sharky die Bälle zu, wobei heute Sharky sein Therapeut ist, der ihm die Liebe und Zuneigung schenkt, die ihm wohl lange verwehrt blieb. Resultat daraus ist augenscheinlich seine Sucht nach Aufmerksamkeit und der Hang zur Bühne. Eine herrlich lustige Abhandlung, die sekündlich dumpfe Lachsalven und spitze Lachschreie, je nach Geschlecht, aus verschiedenen Ecken des Zuschauerraums als Begeisterung erntet.

Ab Ende August kehrt das Mehringhof-Thetaer aus seiner Sommerpause zurück. Fil begrüßt sein Publikum wieder ab dem 6. November mit „Im Rausch der Heiterkeit“.
                

Malte Raudszus

 

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