Die Show “Beyond” im Berliner Varieté-Theater “Chamäleon”

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Die
Charme-Offensive mit Witz und Akrobatik  

Ins “Chamäleon” in den “Hackeschen Höfen” sollte man immer schon eine halbe Stunde früher kommen. Raus aus der geballten Vielfalt an Eindrücken in Berlins “Mitte”, hinein in den ruhigen Raum des “Chamäleon”, der, in Rot getaucht, mit Wärme und angenehmem Ambiente empfängt. Hier kann man erst einmal runterkommen und an kalten Wintertagen mit einem heißen Winterpunsch vorglühen. Da im “Chamäleon” alle fünf Sinne angeregt werden, könnte man sich jetzt durch die kleine aber feine Karte schnabulieren. Ein Teller Pasta oder Antipasti mit Basilikumpesto, Pinienkernen und Grana Padano oder Antipasti mit marinierten Kräutersaiblingen oder…. oder … Dazu ein Glas Merlot oder Chardonnay, und schon ist man ganz anders drauf, wieder offen für neue optische Eindrücke.

Die „Beyond“-Truppe von Yaron Lifschitz

Wenn man an einem der hohen Tische sitzt, die an den Rändern des Zuschauerraumes stehen, kann man wunderbar “Leute gucken”. Hier trifft sich ein bunt gemischtes Völkchen Jüngerer und Älterer aus aller Herren Länder. Man hört Russisch, Norwegisch, Französisch, Englisch, Kroatisch, Polnisch – und zwischendurch auch immer wieder Deutsch.

Während man noch so seine Studien treibt, bewegen sich zwei Hände in der Mitte des roten Vorhangs. Im Saal erklingt leise Musik, die Hände spielen miteinander, formen, verwandeln sich und uns. Die Show “Beyond” zwischen Imagination und Inspiration hat begonnen. Tier oder Mensch – Life between man and animal -, ein Spiel zwischen Logik und Phantasie nimmt uns mit auf eine Reise ins Ungewisse.

Eine junge Frau verformt ihren Körper. Sie biegt, schraubt, verknotet und windet sich. Ist das überhaupt noch möglich? Dann entschwindet sie wieder. Ein Artist versteht es, mit seinen zehn Fingern wie mit Puppen zu spielen und formt sie zu Insekten oder Blüten, lässt sie klappern wie Holzstöckchen und steht schließlich nur auf den Fingerspitzen im Handstand. Au – hoffentlich brechen sie nicht durch! Fast empfindet man als Zuschauer körperlichen Schmerz.

Dazu erklingen weltbekannte Schlager von Frank Sinatra und seinen Sängerkollegen aus dem “Rat Pack”, als sei man im New York der sechziger oder siebziger Jahre. Die Truppe jongliert mit halb gefüllten Wasserschüsseln im Genick oder auf dem Kopf und baut dabei noch Menschenpyramiden auf, ohne Wasser zu verschütten. Akrobatik an Stangen zeigt, dass der Mensch vom Affen abstammt und das Gehen auf festem Untergrund erst lernen musste, denn die Stangen oder der Ast oder Baum lassen viel mehr Raum für freie, beschwingte und spielerische Bewegungsabläufe. Alles wirkt leicht und lustbetont mit viel Witz.

An unerwarteten Überraschungen wird nicht gespart, wie bei der Diva im dunkelroten Abendkleid, die sich aus einem Fächer Seifenblasen zufächelt, dann fast alle Hüllen fallen lässt und sich in knappem Höschen und Oberteil an zwei Bändern zur Decke hinaufschraubt, fast abstürzt, sich aber doch wieder fängt und wie ein Vogel am Band durch die Luft schwebt. Mensch-Affe oder doch Mensch-Vogel?

“Beyond” verwischt die physischen Grenzen, die uns Menschen gesetzt sind. Yaron Lifschitz bringt mit seiner Truppe die Lust am Spielerischen mit einer guten Portion Humor auf die Bühne des “Chamäleon”-Varietés.

Beschwingt und vergnügt schraubt sich das beseelte Publikum die Treppe des Theaters hinunter, um ins nächtliche Berlin abzutauchen.

Barbara Raudszus

 

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