Monika Peetz: „Ausgerechnet wir“

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Der knapp dreißigjährige Tom lebt in Berlin und bezeichnet sich als Unternehmensberater, zählt aber eher abgebrannte Freunde zu seinen Kunden. Zu Hause nerven ihn seine drei Schwestern – eine Lesbe, eine frisch Geschiedene und eine Ehefrau und Mutter – mit ihren Frage nach seinem Liebesleben. Daher sucht er eine Frau über eine Internet-Plattform, die bei der Partnersuche mathematische Algorithmen einsetzt, weil er selbst ein Zahlenmensch ist.

1610_augerechnet_wirSchnell findet das System auch eine potentielle Partnerin mit hohem „Matchingfaktor“ namens Lisa, und nach einigen Chats vereinbaren sie einen abendlichen Termin in einem Lokal. Doch als die Frau nach deutlicher Verspätung schließlich eintrifft, stellt sie sich als Mittvierzigerin heraus, die die Partnerbörse für ihre Tochter Lisa ohne deren Wissen genutzt hat, um Kandidaten kennenzulernen und vorab zu prüfen.

Entnervt bricht Tom den Kontakt ab und sucht einen Job als Controller bei einer Großbäckerei, die sich neu ausrichten muss. Wie groß sind jedoch Freude und Schreck zugleich, als er am ersten Arbeitstag ausgerechnet Lisa als Konkurrentin für die einzige Controllerstelle antrifft. Sie ahnt natürlich nichts von der Internet-Börse, und Tom nutzt sein Wissen über sie, um Punkte bei ihr zu sammeln.

Doch als es endlich zu einer Annäherung kommt, schlägt das Schicksal in Gestalt seiner Vermieterin zu, die als Alleinerziehende ein Auge auf Tom geworfen hat und in sein „Tête-à-Tête“ hineinbricht. Da er mittlerweile auch den Job bei der Bäckerei gegen Lisa verloren hat, muss er sowohl beruflich als auch privat non Neuem anfangen. Trost sucht er bei seinem ehemaligen Schwager, der jedoch selbst Trost benötigt, weil er immer noch an Toms Schwester hängt, ohne dies zuzugeben.

Es folgen weitere Versuche, sowohl bei Lisa als auch bei der Versöhnung seiner Schwester und ihrem Ex, doch nirgends geht es recht voran. Tom begegnet den privaten und beruflichen Nackenschlägen mit viel Humor und lakonischem Sarkasmus, und so biegen sich die Dinge am Ende doch wieder zurecht, wenn auch nicht ganz so, wie Tom es sich vorgestellt hat.

Dieses Hörbuch liefert leichte Unterhaltung mit dem Flair des alternativen Berlin, in dem während der letzten zwanzig Jahre mutig-naive Kreative und „Entrepeneurs“ das Feld beherrschten, die meist mehr von Träumen als von Fakten leb(t)en. Doch wie so oft in solchen Romanen überzieht die Autorin das Konto der leichten Witze und komischen Peinlichkeiten ein wenig, so dass sich die Geschichte auf die Dauer in die Länge zieht. Das Leichte und „Flockige“ ohne zentrale Aussage reicht zwar für eine gewisse Zeit, führt dann aber zur Ermüdung. Weniger an Textfülle wäre hier mehr gewesen.

Der Sprecher Jacob Weigert betont vor allem die „coole“ Selbstironie des Ich-Erzählers, der die Kette seiner Misserfolge als einen seltsamen Spaß aufzufassen scheint. Auch eine Art, mit Frustrationen umzugehen.

Das Hörbuch ist im Verlag Hörbuch Hamburg erschienen, umfasst 6 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 489 Minuten und kostet 14,99 Euro.

Frank Raudszus

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