Eine lange Reise zu sich selbst

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Der in Wien lebende Bildhauer Hans Schabus war vom 12. Juni bis zum 30 Juli 2015 mit dem Fahrrad in den USA unterwegs. Auf der Strecke von West nach Ost legte er 5.350 Kilometer zurück. Jeden Mittag um zwölf Uhr schoss er ein Foto mit seinem Smartphone von der vor ihm liegenden Wegstrecke. In jedem Übernachtungsort kaufte er eine Postkarte, beschrieb sie mit einem kurzen Text und schickte sie an seine eigene Heimatadresse. Dazu fotografierte er noch sein jeweiliges Hotelzimmer. Die Aufnahmen wurden gerahmt und zieren die Wände der Kunsthalle Darmstadt in der Ausstellung „The Long Road from the Tall Trees to the Tall Houses“ und geben Zeugnis von Schabus´ Eindrücken in Amerika.

Direktor Krempl vor einem Bild des Künstlers

Der Künstler Hans Schabus

Auch sein Fahrrad wird präsentiert, jedoch verborgen unter einer dicken Filzdecke. Vielleicht ist das als Verbeugung vor der Darmstädter Beuys-Sammlung zu verstehen. Eine Säule aus gestapelten Bierdosen der Marke „Papst“ scheint durch die Decke zu streben, aber auch gleichzeitig den Boden der Kunsthalle zu durchbohren. Grüßt er damit den Architekten der Kunsthalle Theo Pabst? Oder stellt er einen Bezug zum „Langen Ludwig“, dem Wahrzeichen Darmstadts, her? Eine 135 Meter lange schwere Eisenkette umspannt in Form einer „8“ verschiedene Räume der Kunsthalle. Sie ist mit Kettenspannern auf Zug gehalten und an den Ecken mit diversen Büchern unterlegt, die etwas mit Amerika zu tun haben.

Hans Schabus vor der Kette

Die Kette, von Büchern unterlegt

Hier zeigt sich der Bildhauer Hans Schabus, der Räume fassen und erfassen sowie Grenzen aufzeigen will, gestalten will. Auch seine Radtour durch die USA hat etwas mit dem „Erfahren“ eines Kontinents zu tun. Die Kette steht hier als Symbol für das Übertragen von Kräften, wie sie der Bildhauer beim Transport schwerer Massen oder wie Schabus sie zur Bewegung seines eigenen Körpers auf dem Rad benutzt. Die in Form einer „8“ in der Kunsthalle verlegte und gespannte Kette lässt an das mathematische Symbol für die Unendlichkeit denken.

Schabus´ bildhauerische Mittel sind Reduktion, Ökonomie sowie Sparsamkeit der Werkstoffe. Die Ausstellung in Darmstadt ist keine gewöhnliche Ausstellung sondern eine Station, ein Prozess, der weitergeführt werden wird.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Darmstadt ist vom 24. Januar bis zum 1. Mai 2017 geöffnet. Näheres ist auf der Webseite der Kunsthalle zu erfahren.

Barbara Raudszus

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