Gedankenlesen und Kartentricks

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Direkt neben dem Staatstheater Darmstadt liegt das klassizistische „Mollerhaus“, in dem unter anderem das freie „Theater Mollerhaus“ seinen Sitz hat. Der geräumige Theatersaal fasst etwa hundert Zuschauer, und ein geräumiges Foyer lädt zum Verweilen vor und nach der Aufführung ein.

Am Samstag vor Weihnachten war hier die Gruppe „Rhein-Main-Magic“ mit ihrem Programm „Zauberzeit“ zu Gast. Moderatorin Wasiliki Waso Koulis, selbst Zauberin, führte zauberhaft und humorvoll durch das abwechlsungsreiche Programm. Ausgehend von dem Programmtitel, begann sie den Abend mit ein paar launigen Bemerkungen über die Zeit, so Karls Valentins abgewandelten Spruch „Nach den stillen Tagen wird es dann wieder ruhiger“.

Die Zauberer der Rhein-Main-Magic mit Wasiliki Waso Koulis (Mitte)

Andreas Thelen trat im Ornat des guten Bürgers aus dem 19. Jahrhundert mit karierter Weste und Zylinder auf und zeigte gleich einen mit viel zauberischer Selbstironie gewürzten Trick mit verschiedenfarbigen Tüchern. Danach jonglierte er mit sechs Spielkarten, die trotz großzügigen Wegwerfens einzelner Karten immer zu sechst blieben. Zum Schluss brillierte er mit einem Zahlenkunststück in einem Zahlenquadrat, dessen Zeilen- und Spaltensummen stets einen vom Publikum vorgegebenen Wert annahmen.

Der noch junge Alex Morgenthau erschien im zeitgenössischen Dress und verblüffte mit verschiedenen Wahrnehmungsphänomenen sowie mit der Kunst des Gedankenlesens, bei der er eine bekannte Perönlichkeit erriet, auf die sich ein Zuschauer im Stillen konzentrierte. Zauberei? Für das Publikum sah es so aus, da kein vordergründiger Trick zu erkennen war.

Cornelia Ast aus dem Allgäu setzte die Kunst des Gedankenlesens fort, jedoch auf selbstironische Art mit humoristischem Einschlag. Zum Abschied fügte sie rote Papierschnipsel aus einem vormaligen Tuch scheinbar mühelos zu einem roten Herzen zusammen.

Der Zauberer Mlodini arbeitete mit Illusionen. Sein Trick bestand darin, eine Zuschauerin eine Zahl nennen zu lassen, die er dann als Nummer der vorzuführenden Illusion interpretierte. Dabei zeigte er ausführlich und bedauernd, welche aufregenden und gefährlichen Kunststücke das Publikum durch diese Wahl – angeblich! – verpasst hatte. Das eigentliche Zauberkunststück war dann – so die Pointe – eher ein Witz.

Als Höhepunkt und Schlussakkord trat dann Andreas Fleckenstein auf, der wiederum das Personenraten in den Mittelpunkt stellte. Doch vorher verwandelte er eine von einer Zuschauerin entliehene 5-Euro-Note in eine 100-Euro-Note, ließ diese verschwinden und die Spenderin ratlos zurück. Dann ließ er eine andere Zuschauerin ein verdeckt gezogene Karte auspendeln, und prompt schwang das Pendel über der richtigen Karte. Wie wohl?

Nach dem er auf witzige Weise die Persönlichkeiten Picasso und Newton aus dem Zuschauerraum erraten hatte, stolperte zum Schluss ein veritabler King Kong als dritter und letzter Erfolg des Gedankenlesens in den Saal. Szenenbeifall! Doch Fleckenstein hatte die Spenderin der 5 Euro nicht vergessen. Vor aller Augen zog er den 100-Euro-Schein aus einer live aufgeschnittenen Zitrone, verwandelte ihn aber vor der Rückgabe zum Leidwesen der Dame wieder zurück in einen 5-Euro-Schein.

Ein unterhaltsamer Abend, der die Zauberei mit einem Augenzwinkern und mit viel Humor präsentierte.

Frank Raudszus

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