Shahla Ujayli: „Unser Haus dem Himmel so nah“

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Shahla Ujaylis Roman „Unser Haus dem Himmel so nah“ ist einerseits eine Familiengeschichte aus der syrischen Stadt Raqqa, aber gleichzeitig auch eine Liebesgeschichte zwischen der Kulturanthropologin Djuman Badran, die auf einem Flug nach Jordanien den Ägypter Nasser al-Amiri kennenlernt.

Beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen, und während sich ihre Beziehung über die Jahre festigt, tauschen sich beide über ihre Schicksalsschläge und ihre Familien aus.

Djumans Familie ist von großem materiellen Glück, Urlauben in Portofino und einem erfolgreichen Architekten als Vater geprägt. Die drei Töchter sind sehr eigenständige Persönlichkeiten. Am schwierigsten ist die jüngste Tochter, um die sich die Familie immer wieder Sorgen machen muss, da sie viele Umwege geht, bis sie schließlich ihr Glück findet.

Neben persönlichen Erfahrungen der Protagonistin lernen die Leser das Syrien vor dem großen Bürgerkrieg kennen. Dennoch spielen Vertreibung und Emigration immer wieder eine große Rolle und prägen das Leben der Familie.

Shahla Ujayli springt in ihrem Roman durch ein typisches Familienleben und mischt dabei persönlich Erlebtes mit historischen Fakten. Ihre Protagonistin flieht vor dem Bürgerkrieg aus Raqqa nach Jordanien, während ihre Eltern und Schwestern in Raqqa bleiben und ihr deswegen ständig Sorgen bereiten.

Als Djumana schließlich schwer an Krebs erkrankt, beschreibt die Autorin eindringlich, wie die Krankheit dazu führt, nur noch mit sich selbst beschäftigt zu sein. Da ist kein Platz mehr für andere oder anderes. Doch Djumanas Freund Nasser al-Amiri steht fest an ihrer Seite und trägt sie auf Engelsflügeln. Auch er hat einen schrecklichen Schicksalsschlag hinter sich, der ihm vor Augen geführt hat, wie wichtig es ist, eine Liebe zu pflegen. Und die ist für ihn nun mal Djumana.

Der Roman spannt den Bogen von lebendigen, positiven Zeiten in Raqqa, Damaskus und Aleppo bis hin zum grausamen Bürgerkrieg im heutigen Syrien.

Mag sein, dass die Krebserkrankung der Protagonistin auf die ständigen Brüche ihres Landes und ihrer Familie zurückzuführen ist. Man könnte es jedoch auch so sehen, dass die Krankheit einen Krieg in ihr selbst entfacht, der in jeder Kultur jeden treffen kann.

Der Roman ist lebendig und prall erzählt und unbedingt zu empfehlen. Er ist im kupido-Verlag erschienen, umfasst 248 Seiten und kostet 28 Euro.

Barbara Raudszus

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