Shelly Kupferberg: „Isidor“

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Shelly Kupferberg erzählt in Bruchstücken die Lebensgeschichte ihres Urgroßonkels Isidor. Dieser war eine schillernde Persönlichkeit im Wien der 1930er Jahre. Shellys Großvater Walter berichtete im Familienkreis, wie er in der besagten Zeit sonntags zum Mittagessen in das Palais des Onkels Isidor eingeladen war. Dort ging es hochherrschaftlich zu, und Leute von Rang und Namen der Wiener Gesellschaft verkehrten bei dem Urgroßvater. Doch unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 verlor sich die Spur Isidors, der offensichtlich von Nazis verhaftet wurde.

Shelly Kupferbergs Neugierde ist geweckt, und sie begibt sich auf die Suche nach Spuren Ihres Urgroßonkels. In Überlieferungen, Dokumenten und alten Briefen der Familie findet sie Hinweise auf die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung Ihres Ahnen, die einerseits vom rasanten Aufstieg berichten, aber auch vom radikalen Absturz zur Zeit des Nationalsozialismus. Es sind bewegende Zeugnisse eines jüdischen Schicksals in Wien, und auch wenn es sich nur um Bruchstücke eines Lebens handelt, ist es doch ein intensiver Lesestoff, den Shelly Kupferberg zusammengetragen hat. Mit diesem fragmentarischen Lebensbericht gibt sie ihrem verschollenen Urgroßonkel seine Lebensgeschichte zurück.

Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 251 Seiten und kostet 24 Euro.

Barbara Raudszus

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