2110_yvonne_3

Der Kreis der Leere

Das Theaterpublikum zumindest des bürgerlichen (einund)zwanzigsten Jahrhunderts erwartet von jedem Stück eine konkrete Aussage oder zumindest einen klar erkennbaren Zweck. Letzterer kann in der Unterhaltung oder in der Belehrung liegen, erstere in der Schilderung menschlicher Schwächen oder in der Abhandlung eines typischen Konflikts. Diese nicht zuletzt durch die rationale Organisation der kapitalistischen Wirtschaftsform bedingte Erwartungshaltung […]

Continue Reading 0
2110_memento_2

Ein denkwürdiger „Abschied“

Der lateinische Imperativ „memento“ beinhaltet auf ambivalente Weise sowie die Aufforderung, sich zu erinnern als auch, sich einer Tatsache bewusst zu sein. Am deutlichsten wird das in der für das Lateinische typischen komprimierten Formulierung „memento mori“ (Bedenke, dass Du sterben musst“). Tim Plegge, der Leiter des Hessischen Staatsballetts, hat das „memento“ als Titel seiner neuen […]

Continue Reading 0
2110_g_braunstein1

Ein Energiebündel am Pult

Im Grunde genommen hätte der junge Dirigent Benjamin Reiners, GMD des Kieler Theaters, Beethovens siebente Sinfonie benötigt, um seiner Energie eine entsprechende Herausforderung entgegenzusetzen. Doch er hatte sich für die Spätromantik und frühe Moderne entschieden und musste sich an deren eher getragenen, wenn auch nicht undramatischen Tempi abarbeiten. Am Beginn stand, entgegen den üblichen Spielregeln, […]

Continue Reading 0
Cover jpeg

Maxim Biller: „Der falsche Gruß“

In dem neuen Roman „Der falsche Gruß“ von Maxim Biller geht es vordergründig um das Geschäft mit der Literatur, um Konkurrenz sowie um das Verhältnis von Wahrheit und Lüge im literarischen Text. Dahinter entwickelt Biller eine politische Dimension, die Ausgrenzung, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland in Ost und West, in der Vergangenheit und in der […]

Continue Reading 0
2110_callas

Eva Baronsky: „Die Stimme meiner Mutter“

Aus dem Blickwinkel eines noch ungeborenen Babys erzählt Eva Baronsky die Liebesgeschichte zwischen Maria Callas und dem griechischen Milliardär Aristoteles Onassis. Die Operndiva wird von Onassis auf seine Luxusyacht „Christina“ – ausgerechnet der Name seiner Frau! – zu einer Mittelmeer-Rundfahrt eingeladen. Der reiche Reeder liebt es, Prominenz um sich zu scharen und seine Gäste nach […]

Continue Reading 0
2110_februar_33

Uwe Wittstock: “ Februar 33″

Ende Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Kanzler einer Koalitionsregierung, weil dieser nur unter der Bedingung des Kanzleramts zur Mitarbeit bereit war. Außerdem verlangte Hitler Neuwahlen innerhalb von sechs Wochen, die er, mit dem Kanzleramt im Rücken, deutlich zu gewinnen glaubte. Er hatte – leider – Recht, vor allem, weil er und seine […]

Continue Reading 0
2110_karthago

Michael Sommer: „Schwarze Tage“

„Ceterum censeo, Carthaginem esse delendam“. Diesen Spruch kennt jeder Lateinschüler der älteren Generation. Er beschreibt in wenigen dürren Worten den Kernpunkt römischen Denkens jener Zeit und nicht nur in Bezug auf Karthago. Doch wir wollen hier nicht die Rezension auf einen so einfachen Nenner bringen, denn der Autor, Professor für Alte Geschichte in Oldenburg, hat […]

Continue Reading 0
2110_mephisto_3

Selbstreferentielle Abgründigkeit

Die ältere Generation kennt Gustav Gründgens nicht nur als unübertroffenen „Mephisto“ in Goethes „Faust“, sondern auch als renommierten und gut vernetzten Theater-Intendanten. Er begann seine Karriere als einfacher Schauspieler in einer Hamburger Provinzbühne – ja: Hamburg galt damals aus Berliner Kultursicht als Provinz. Dort lernte er Klaus Mann und dessen Schwester Erika kennen, die er […]

Continue Reading 0
2110_aris-quartett

Froher Aufbruch und langer Abschied

Das 2. Kammerkonzert des Staatstheaters Darmstadt stand aus mehreren Gründen unter einem besonderen Vorzeichen. Zum Einen war es die wegen Corona aufgeschobene Realisierung eines geplanten Auftrittes im letzten Jahr in einer ganz besonderen Kombination: das Aris-Quartett mit dem international renommierten Cellisten Daniel Müller-Schott. Zum Anderen fand es – aus Raumgründen? – nicht im Staatstheater, sondern […]

Continue Reading 0
2110_modersohn_mädchen_1

Unangepasst und ausgegrenzt

Am 8. Oktober öffnet als letzte in der herbstlichen Trilogie der Kunstausstellungen Südhessens die Ausstellung „Paula Modersohn-Becker“ in der Frankfurter Kunsthalle Schirn ihre Tore für das Publikum. Über Rembrandt und Liebermann haben wir hier bereits berichtet. Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag, 1906 Paula Modersohn-Becker, geboren 1876 als Paula Becker, wurde nur 31 Jahre alt und erlitt […]

Continue Reading 0