Raymond Chandler: „Das hohe Fenster“

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Auf einem herrlich angelegten, großzügigen Grundstück in Pasadena, Kalifornien, thront ein unterkühlt wirkendes Haus mit roten Ziegelmauern. Hier residiert Mrs. Elizabeth Bright Murdock mit ihrer Familie. Sie sucht einen „stubenreinen“ Privatdetektiv, der sich zu benehmen weiß. Eine ‚Miesepetra‘ öffnet Philipp Marlowe die Tür, mehr abweisend als einladend. Eine junge Sekretärin überprüft Marlowes Referenzen, bevor sie ihn zu Mrs. Murdock durchlässt.

Die alte Dame trinkt ein Schlückchen Portwein und kommt dann schnell zur Sache. Sie möchte etwas zurückhaben, das ihr gestohlen wurde. Allerdings soll der Dieb nicht verhaftet werden, da er zur Familie gehört. Es handelt sich um eine sogenannte Brasher-Dublone, und verdächtigt wird die Schwiegertochter Linda. Ihr traut Mrs. Murdock alles zu, denn sie ist eine ehemalige Nachtclubtänzerin und hat gerade ihren Ehemann, Mr. Murdocks Sohn, verlassen, um in ihren ehemaligen Nachtclub zurückzukehren.

So plausibel wie der Plot anfangs klingt, scheint es sich um einen schnell zu klärenden Fall zu handeln. Doch natürlich erweist sich die Sachlage schnell als wesentlich komplexer. Marlowe wird bei seinen Recherchen mit mehreren Morden konfrontiert, und von der angeblich einzigartigen Brasher-Dublone tauchen mehrere Exemplare auf. Und welche Rolle spielt eigentlich die verhuschte junge Sekretärin von Mrs. Murdock? Der Fall wird immer undurchsichtiger, doch Marlowe kämpft sich auf seine eigenwillige Art durch den Dschungel der Intrigen und Verbrechen.

Der Kriminalroman ist auch heutzutage noch spannend zu lesen. Der feine Humor, die komplexen Charaktere der einzelnen Personen unterhalten den Leser auf intelligente Art und Weise abseits des heutigen Mainstreams aus abartigen Morden und immer brutaleren Gewaltverbrechen. Es ist eher ein Kriminalroman für Genießer – vielleicht mit einem Gläschen Portwein dazu.

Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 318 Seiten und kostet …. Euro.

Barbara Raudszus

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