Worauf hoffen?

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„Worauf hoffen“ lautet das Motto für die Saison 2024/256 des Staatstheaters Darmstadt, die am 25. April in einer eigenen Pressekonferenz vorgestellt wurde. Das Motto stammt aus Bernd Alois Zimmermanns Oper „Requiem für einen jungen Dichter“, die am 2. Oktober 2024 Premiere feiert, und Zimmermann hat es wohl von Immanuel Kants berühmter Frage „Was dürfen wir hoffen“ entlehnt.

Das Leitungsteam des Staatstheaters Darmstadt

Im Schauspiel, das nach Oliver Brunners Weggang nun Alexander Kohlmann verantwortet, schlägt sich diese angesichts der aktuellen Weltlage latent verzweifelte Frage gleich zu Spielzeit nieder, wenn Shakespeares „Macbeth“ die Bühne betritt. Der Programmhinweis „von Shakespeare“ und nicht „(frei) nach Shakespeare“ lässt auf weitgehende Werktreue und einen Verzicht auf ironische Brechung wie bei „Prince of Denmark“ oder „Wilhelm Tell“ schließen. Dieses Stück bietet ja mit seinen Macht- und Vernichtungsphantasien viele Anschlüsse an die Gegenwart. Ein spezifisch nationaler Anknüpfungspunkt an aggressive geopolitische Tendenzen folgt dann später mit einer Bearbeitung von Tolstois „Krieg und Frieden“ sowie mit Tschechows „Der Kirschgarten“. Daneben werden aktuelle und experimentelle Stücke gegeben, Heiner Müllers „Germania. Tod in Berlin“ verhandelt die jüngere deutsche Geschichte.

Die Oper bietet unter dem neuen Operndirektor Sören Schuhmacher mit Wagners „Tristan und Isolde“ (Februar 2025) ein echtes Schwergewicht. Das breit gefächerte Programm enthält außerdem Glucks „Orpheé et Eurydice“, Alban Berga „Wozzek“ und das bereits erwähnte „Requiem für einen jungen Dichter“. Rossinis „La Cenerentola“ – die musikalische Version von „Aschenputtel“ – Daniel Aubers „Die Stumme von Portici“ runden mit ein paar kleineren WErken das Programm ab. Nach dem Erfolg von „Jekyll & Hyde“, das eine Wiederaufnahme erleben wird, ist auf dem Musical-Sektor erst einmal Pause. Opernfreunde stehen vor einem reichhaltigen Angebot.

Das Konzertangebot steigt zu Saisonbeginn als optimistisches Gegenstück zu „Macbeth“ mit Mozarts „Jupiter“-Sinfonie ein, einem strahlenden Werk in C-Dur, begleitet von dem Darmstädter Komponisten Bruno Maderna. In den folgenden Konzerten stellen sich verschiedene Nationen sinfonisch, etwa Ungarn (Bartok), Finnland (Sibelius), Russland (Prokofjew), Böhmen/Mähren (Dvorak), und das 20. Jahrhundert ist neben Maderna mit Boulez, Schönberg und Mahler vertreten. Schumann, Brahms und Verdi lassen auch von sich hören. Auch hier ist für jeden sinfonischen Geschmack etwas dabei. Dazu bieten die zehn Kammerkonzerte Stücke der Klassik von Haydn bis Mozart, der Romantik von Schubert bis Brahms und des 20. Jahrhunderts von Prokofjew bis Steve Reich.

Das Tanztheater wartet mit zwei neuen Choreographien im Oktober und April 25 auf und zeigt außerdem am Ende der Saison eine Reihe von Choreographien der eigenen Tanzgruppe.

Die Saison verspricht spannend zu werden, und wir freuen uns schon auf kritische, schwungvolle und auch widerborstige Theatererlebnisse.

Frank Raudszus

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