Die Ich-Erzählerin Bergljot hat sich völlig aus ihrer Familie herausgezogen. Sie wünscht keine Kontakte mehr zu ihren Eltern und ihren zwei jüngeren Schwestern. Auch zu ihrem Bruder hat sie wenig Kontakt. In ihrer Kindheit ist irgendetwas nicht Aussprechbares geschehen, das jahrelang im Verborgenen in ihr ruhte und erst im reiferen Alter ausbrach. Verschiedene Therapien konnten […]
Archive | Literatur
Alexandra Stahl: „Frauen, die beim Lachen sterben“
Der Titel dieses Buches müsste eigentlich „Frauen, die vorm Lachen sterben“ lauten, denn die dargestellten Frauen lachen bis zum Ende des Buches nicht ein einziges Mal befreit auf. Man kann sich gut vorstellen, dass sie – irgendwann einmal – sterben, ohne gelacht zu haben. Der Titel ist ein wörtliches Zitat aus der Gedankenwelt der Hauptperson. […]
Julien Green: „Treibgut“
Julien Green (1900 bis 1998) war bereits in seinen Zwanzigern, also in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, ein sehr erfolgreicher Schriftsteller. Als Sohn amerikanischer Eltern wuchs er in Paris auf. Als amerikanischer Staatsbürger konnte er während der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten ohne Probleme in die USA gehen, wo er an verschiedenen Colleges unterrichtete, […]
Louise Glück: „Marigold und Rose – Eine Erzählung“
Die 1943 in New York geborene amerikanische Lyrikerin Louise Glück war bei uns fast unbekannt, bis sie 2020 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Damals erschienen auch in Deutschland mehrere ihrer Gedichtbände. Ihre Lyrik zeichnet sich durch eigenwillige Form und sehr verdichtete Metaphorik aus. Viele ihrer Gedichte sind Erzählgedichte, jedoch anders als die uns bekannten Balladen […]
Michael Lichtwarck-Aschoff: „Der Perückenmacher von Königsberg“
Kant ist „in“, kein Wunder angesichts seines 300. Geburtsjahres. Doch neben all den intellektuellen und ethisch-moralischen Würdigungen gibt es auch kritische Stimmen, etwa zu Kleists Rassismus. Außerdem besteht offensichtlich ein Bedürfnis, die Beschränkung dieser Retrospektive auf ein gesellschaftlich höher stehendes Publikum – vulgo: „Elite“ – aufzubrechen und die Frage in den Raum zu stellen, was […]
Adania Shibli: „Eine Nebensache“
Der Staat Israel wird kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Die Situation ist insgesamt sehr angespannt, da sich Palästinenser und Israelis gegenseitig nicht trauen. Überall sind bewaffnete Israelis stationiert, auch an der Grenze zu Ägypten. In dem dortigen Camp ist alles sehr spartanisch. Es geht nur darum, arabische Gegner zu beobachten und schlimmstenfalls zu eliminieren. […]
Bernadine Evaristo: „Zuleika“
Ich war gespannt auf den Roman „Zuleika“ von Bernadine Evaristo. Nachdem ich von dem 2021 auf Deutsch erschienenen Roman „Mädchen, Frau etc.“ so begeistert gewesen war, waren meine Erwartungen hoch. Leider wurden sie enttäuscht. So komplex und differenziert die Erzählungen in „Mädchen, Frau etc.“ über mehrere Generationen von Migrantenfamilien in Großbritannien sind, so eindimensional ist […]
Karine Tuil: „Diese eine Entscheidung“
Die Französin Karine Tuil ist gestandene Juristin und kennt Verfahren und Interna der – französischen – Justiz aus langjähriger Erfahrung. Dieser Hintergrund, eine sehr pragmatische und kritische Sicht auf die Gegenwart sowie eine Selbstverpflichtung zur gründlichen Recherche prädestinieren sie für eine erfolgreiche Karriere im Genre des realistischen Gesellschaftsromans im weitesten Sinne. Im vorliegenden Buch steht […]
Elizabeth Strout: „Am Meer“
Elizabeth Strout setzt sich in ihrem Roman „Am Meer“ mit der Zeit des Corona-Lockdowns in New York und später in Maine auseinander. Ihre Protagonistin und Ich-Erzählerin Lucy Barton wird von ihrem Ex-Mann dringend ersucht, New York wegen des Corona-Virus so schnell wie möglich zu verlassen. Die noch um ihren verstorbenen Ehemann David trauernde Lucy lebt […]
Wiz Wharton: „Du hast mir nie erzählt“
Lily Miller, geborene Li-Li Chen, ist die Tochter von Sook-Yin Chen. Lily erhält eines Tages ein Schreiben aus Hongkong, das sie über eine größere Erbschaft informiert. Einziger Haken an der Sache ist, dass sie nach Hongkong reisen muss, um das Geld dort persönlich in Empfang zu nehmen. So steigt der Leser in die Geschichte dieses […]