Pichler/Hartl: „Aus die Maus“
In den einschlägigen Ressorts von Tages- und Wochenzeitungen erscheinen zunehmend Berichte über Depressionen und suizidale Tendenzen in der Gesellschaft. Mittlerweile befasst sich das Genre der Lebensratgeber intensiv mit diesem Thema und versucht auf vielfältige Weise, die Opfer eines mehr oder minder misslungenen Lebens wieder aufzubauen. Dabei ist jedoch jedem Ratgeber die Tendenz zu didaktisch-pädagogischen, ja: […]
Die Träume der Siebziger
Tony Manero, ein junger Mann, fröhlich und voller Lust zu tanzen, lebt in einer Unterschichtfamilie in Brooklyn. Vater arbeitslos, Mutter verbittert, Schwester unscheinbar. Tony arbeitet in einem Geschäft für Farbenverkauf, und von dem schmalen Gehalt kauft er sich ab und zu ein schickes Hemd für seine Abende in der Disco. Ensemble Für diese Tanzabende lebt […]
Nora Bossong: „Die Geschmeidigen“
Nora Bossong, Jahrgang 1982, befasst sich in ihren Büchern vorrangig mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Problemen, unter anderem in dem Roman „Schutzzone„, der die weltweiten UN-Einsätze schildert. Das vorliegende Buch ist eine Bestandsaufnahme der politischen Selbstpositionierung ihrer Generation mit kritischen aber nicht denunzierenden Zügen. Strukturell unterteilt Bossong ihr Buch in drei Teile: die Vergangenheit („Woher […]
Raynor Winn: „Der Salzpfad“
Raynor und Winn, beide in den Fünfzigern, verlieren Haus und Hof durch sehr unglückliche Umstände. Ein geregeltes Leben, wie sie es über Jahre mit ihren beiden Kindern auf einer kleinen Farm geführt haben, endet vor dem Nichts. Kein Zuhause mehr, kein Einkommen mehr, ein leergefegtes Bankkonto. Was bleibt zu tun? Zu allem Unglück kommt noch […]
Sasha Filipenko: „Die Jagd“
Es gibt Satire, und es gibt bitterböse Satire. Bisweilen wird letztere jedoch durch die Realität überholt, so dass die Satire dagegen geradezu bieder wirkt. Sasha Filipenkos Buch „Die Jagd“ erschien im Jahr 2016 in Moskau auf Russisch, und schon das wäre heute nicht mehr denkbar. Er würde heute nach Veröffentlichung dieses Textes wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen […]
Luciano Rezzolla: „Die unwiderstehliche Anziehung der Schwerkraft“
Albert Einsteins Relativitätstheorien – vor allem die „Allgemeine“ – haben sich auch und gerade in der Welt der Laien zu Ikonen des Genialen und (daher) Unverständlichen entwickelt. Vom „relativen“ Kalauer bis hin zu dem die Zunge herausstreckenden Urheber dieser Theorien schlagen sich Einsteins Erkenntnisse auf vielfältige Weise im Alltag nieder und zeigen damit einerseits die […]
Der Verlierer gibt alles …
„The Winner takes it all“ ist ein durchaus tiefgründiger Spruch aus Sicht sowohl der Kapitalismuskritiker als auch der von ihnen kritisierten Zielgruppe. Und wo es übermächtige Gewinner gibt, stehen stets die jeweiligen Verlierer im Schatten. Diese Verlierer, denen rein gar nichts zu gelingen scheint, stehen im Mittelpunkt der Einmann-Show „Showtime“ des Staatstheaters Darmstadt, die am […]
Hanya Yanagihara: „Zum Paradies“
Hanya Yanagiharas dritter Roman „Zum Paradies“ ist wieder ein umfangreiches Werk von nahezu tausend Seiten geworden. Eigentlich sind es drei Romane, die hier vereint werden. Die Handlungen haben jedoch nichts miteinander zu tun. Alle drei Romanideen spielen in New York am Washington Square. Der erste Teil beginnt im Jahr 1893 und beschreibt das Leben im […]
Florence de Changy: „Verschwunden“
In der Nacht vom 7. auf den 8. März 2014 verschwand die Boeing 777 der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH370 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos über dem südchinesischen Meer zwischen Malaysia und Vietnam. Die letzte Nachricht des Flugkapitäns gegen 01.19 Uhr, „Gute Nacht, Malaysia 370“ hat seitdem geradezu prophetischen Charakter […]
Marie NDiaye: „Die Rache ist mein“
Marie NDiaye konfrontiert uns in ihrem neuen Roman „Die Rache ist mein“ mit familiären Beziehungen, die nach außen harmonisch und friedlich wirken. Tatsächlich aber tun sich Abgründe auf, die alle Liebesbekundungen als aufgesetzt und heuchlerisch entlarven. Was nach außen als Liebe zum Partner bzw. zur Partnerin aussieht, ist in Wahrheit nur ein Zerrbild größter Eigenliebe. […]